Bärlauchbrote mit Giordano Bruno.

Bärlauchbrote mit Giordano Bruno.

Eine Lesung in Münchens Speckgürtel. Schwärzer geht’s nicht mehr. Und katholischer auch nicht. Wie würde sich der Ketzer machen? Wie die Faktenlage? Etwa, dass sich die katholische Kirche bis heute nicht zur Rehabilitierung des Priesters und Philosophen hat durchringen können. Ein Eingestehen des Unrechts der Ermordung, ja! Aber sonst? Seit 400 Jahren kein Einsehen. Nun gut. Die Zuhörer sind pünktlich. Und aufmerksam. Und stellen viele Fragen. Das ist gut, denn so kann über das Gelesene hinaus noch vieles mehr transportiert werden. Ich erspare den Gästen dennoch Folter- und Hinrichtungsszenen, kann sie eher zum Lachen bringen, etwa wenn Bruno sich nach dem Genuss von Cognac über Schriften seiner neuen Bekanntschaft Michel de Montaigne (dieses Jahr muss ich es nach Bordeaux schaffen!) hermacht. Über die recht unverhohlen zitierten Äußerungen Virgils zur Sexualität und dass die Ehe der Libido eher abträglich sei, und deshalb für ihn, Montaigne, absolut nicht geeignet. Damit entlasse ich die Gäste in eine kurze Pause. Bärlauchbrote, Liptauer, Grammelschmalz und Riesling. Es wird lauter. Die Stimmung ist gut. Auch einige der Fragen die mich bestürmen. Giordano Bruno hat bestanden. Und wenn sich jetzt der Eine oder die Andere intensiver mit ihm auseinandersetzt, wie man mir immer wieder bestätigt, kann’s auch nicht schaden. Zumindest sind nicht wenige Bücher in die Regale der Speckgürtelbewohner gewandert. Im zweiten Teil der Lesung ging‘s dann ins Burgendland (Gebrauchsanweisung für…) und während ich so lese, die Zuhörer lachen, begebe ich mich auf eine Gedankenreise. Besuche Freunde, trinke Blaufränkischen oder Zweigelt. Fahre mit dem Rad an den Ufern des Neusiedler Sees entlang und freue mich auf Zander und Gemüse. Und irgendwie habe ich den Eindruck, dass einige der Anwesenden gerne auf dieser Reise mit dabei wären. So muss Sonntagmorgen.

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