Eine Lesung als fantastische Reise

Eine Lesung als fantastische Reise

Eine Lesung kann viel in einem bewirken. Selten jedoch reichen wenige Sätze, um große Bilder im Kopf entstehen zu lassen.  Jutta Winkelmann und Gisela Getty aber schaffen das mühelos. Die Katzenkriegerinnen JuHuli und GiHuli entführen in ihrem Roman „Unter dem Cherrytree“, erschienen in der Edition Bildstein Leipzig, Dresden auf nur wenigen Seiten in eine fantastische Welt. Wo auch immer die sein mag. In mir entstehen seltsamerweise Bilder aus Avatar, obwohl Cameron mit der Vorlage der Zwillinge einen Film hätte gestalten können, der sogar mir gefallen hätte. Egal. Ist eh nur Kopfkino. Alles. Die Fotografien im zweiten Teil des Buches weisen dann aber in eine ganz andere Richtung. Sind teilweise hart und verstörend, teilweise liebevoll und zärtlich. In jedem Fall aber verbindet sie allesamt ein Geheimnis. Die vielen Zuhörer im alten Saal des Münchner Künstlerhauses scheinen das jedenfalls zu spüren.  Hängen an den Lippen der Autorinnen, die ihren fragilen Text fast zu zaghaft, zu zögerlich auf die Anwesenden einwirken lassen. Aber vielleicht war das ja auch gut so. Ein wunderbarer Abend jedenfalls, der mich mit der Frage nach Hause begleitet, warum ich nicht öfter auf solche Veranstaltungen geh‘, die immer irgendeine Bereicherung darstellen. Wie oft war ich letztes Jahr in der Oper, im Theater, auf Konzerten oder im Kabarett? Also schleicht ja doch noch ein Neujahrsvorsatz daher. Und nachdem ich, anders als die Katzenkriegerinnen, nicht mit sieben oder neun Leben ausgestattet bin, wird der jetzt auch durchgezogen.

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